Wettbewerb Klimaplan Landwirtschaft
Der Wettbewerb Klimaplan, der im September 2023 gestartet wurde, war ein grosser Erfolg. Mehr als fünfzig ehrgeizige Projekte wurden eingereicht.
Sie befassen sich mit einer Vielzahl von Themen die zum Ziel haben, die Widerstandsfähigkeit der Betriebe gegenüber dem Klimawandel zu verbessern oder die Treibhausgasemissionen zu senken.
Die Herkunft der eingegangenen Projekte spiegelt die Sprachverteilung im Kanton Freiburg wider und ist wie folgt:
© Adrien Buchs
Die Preisverleihung fand am 25. April 2024 in Grangeneuve statt, in Anwesenheit von zwei Staatsräten, den Jurymitgliedern und einem begeisterten Publikum.
Sehen Sie sich das Video der Veranstaltung an: Preisverleihungszeremonie des Wettbewerbs Klimaplan Landwirtschaft
Proaktiv die Herausforderungen des Klimawandels meistern
eingereicht von Ruth und Christoph Schmid-Kohli
Die Familie Schmid-Kohli bewirtschaftet in Granges-Paccot die Ferme de La Faye. Die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels sind bei ihnen schon länger ein Thema. Um dem Klimawandel proaktiv begegnen zu können, möchten Ruth und Christoph Schmid-Kohli ihren Betrieb gesamtheitlich anpassen. Dieses Ziel möchten sie mit verschiedenen Aktivitäten erreichen. So soll die schrittweise Erweiterung des Agroforst-Systems zu einem besseren Mikroklima führen und in Hitzejahren die Ertragssicherheit steigern. Agroforstsysteme erlauben auch die zusätzliche Erschliessung von Wasser und Nährstoffen aus tieferen Bodenschichten, die Minderung der Erosion und die Fixierung von CO2. Durch die Bewirtschaftung nach dem sogenannten Key-Line-Design (Bepflanzung nach Höhenlinien) wird das Wassermanagement durch offene Wassergräben verbessert; ein Rückhaltebecken bringt bei Trockenperioden zusätzliche Sicherheit. Der Betrieb engagiert sich auch für eine verbesserte CO2-Bilanz, indem etwa der Viehbestand etwas reduziert und der Ackerbau ausgedehnt wurde, mit Kulturen wie zum Beispiel Waldstaudenroggen oder Speisesoja. Weiter ist die Familie Schmid-Kohli sehr aktiv in der Öffentlichkeitsarbeit. Sie erhielten ein Preisgeld von 20 000 Franken.
Nachhaltige Bewässerung und Bewirtschaftung
eingereicht von Moritz Dietrich und Julian Schneuwly
Der Hof Dietrich Schneuwly produziert in Wünnewil unter anderem Kartoffeln. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel wie schwankender Niederschlag, Hitze, Extremereignisse (Trockenheit, Nässe) fordern die Betriebsleiter. Um die Produktionssicherheit in den kommenden Jahren zu steigern, planen Moritz Dietrich und Julian Schneuwly einen Speichersee. Dieser wird durch Dachwasser, Drainagen und durch die Taverna (tagsüber mit Sonnenenergie, solange Wasserführung genügend) gespiesen. Damit das Wasser effizient genutzt werden kann, ist auch eine Anpassung der Produktion geplant wie etwa Humusaufbau, Einsatz eines Dyker (Lochstern), Anpassung der Fruchtfolge und die Verwendung von Klimadaten. Das Leitungsnetz für die Bewässerung ist für eine Doppelnutzung vorgesehen (Wasser und Gülle) und kann bei Bedarf ausgebaut werden. Die Bewässerung wird durch den Einsatz eines intelligenten Rollautomats oder einer Tropfbewässerung möglichst effizient sein. Der Speichersee soll in die Landschaft integriert werden mit einem Naturteich zur Förderung der Biodiversität. Die beiden Betriebsleiter unternehmen ausserdem Praxis- und Sortenversuche für eine zukunftsfähige Kartoffelproduktion. Sie erhielten ein Preisgeld von 18 000 Franken.
Regenwasserbecken zur Ergänzung der Bewässerung aus Flüssen
eingereicht von Didier Banderet
Der Betrieb von Didier Banderet befindet sich in Nuvilly, wo er unter anderem Kartoffeln anbaut. Klimatische Schwankungen treten immer häufiger auf und wirken sich stark auf den Kartoffelanbau aus. Aus diesem Grund ist die Bewässerung zu einer Notwendigkeit geworden. Da das Wasser zur Bewässerung aus dem Fluss «Petite Glâne» stammt, ist das Hauptproblem seit mehreren Jahren, dass die Einschränkungen beim Pumpen zeitgleich mit dem grössten Bewässerungsbedarf für den Kartoffelanbau fallen. Die Lösung bestand darin, ein Wasserrückhaltebecken anzulegen und dabei zu versuchen, die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt so gering wie möglich gehalten. Die Realisierung dieses Beckens war dank der Unterstützung von Bund und Kanton möglich. Um den Wasserverbrauch zu optimieren, arbeitet der Betrieb mit zwei Sonden der HAFL zur Auslösung der Bewässerung. Ab diesem Jahr wird die Beregnungsspule auch mit einem GPS an der Beregnungskanone ausgestattet (Raindancer), um die Wasserverluste zu minimieren, die bei komplexen und schwer zu bewässernden Parzellen entstehen können. Er erhielt ein Preisgeld von 18 000 Franken.
Plattform für kurze Vertriebswege von Nahrungsmitteln
eingereicht von Guillaume Savoy, Théo Fischer
Das Projekt, das um ein Team aus zwei landwirtschaftlichen Betrieben herum aufgebaut wurde, hat zum Ziel, die Produktion und Verarbeitung (Waschen, Schneiden, Pressen, Pasteurisieren, Fermentieren, Verpacken usw.) von Bio-Obst und -Gemüse in der Region Veveyse/Riviera zu entwickeln. Neben den Grundsätzen des Umweltschutzes beruht das Projekt auf dem Angebot gesunder Lebensmittel, der gemeinsamen Nutzung von Werkzeugen, der Schaffung sozialer Bindungen und der
Einrichtung kurzer Kreisläufe. Mit einem solchen Knotenpunkt wird Bio-Obst und - Gemüse von der Anpflanzung bis zum Direktverkauf über lokale Wertschöpfungsketten aufgewertet. Die Projektträger Guillaume Savoy und Théo Fischer sind der Meinung, dass es auf nationaler Ebene ein Potenzial für die Entwicklung des Angebots an lokal produziertem Obst und Gemüse gibt. Das Projekt zielt darauf ab, eine lokale Produktion von Beeren und Obst aufzubauen und einen genossenschaftlichen Verarbeitungsort zu schaffen, indem Synergien zwischen den Akteuren entlang der gesamten Wertschöpfungskette genutzt werden. Er erhielt ein Preisgeld von 18 000 Franken.
Effizient Düngen mit dem CULTAN-System aus regionalen
Stickstoffquellen
eingereicht von Christian Moser, Martin Blaser
Das durch die beiden Betriebsleiter Christian Moser und Martin Blaser eingereichte Projekt hat zum Ziel, neue, regionale Stickstoffquellen effizient einzusetzen. Das Projekt baut auf eine Technik, mit der Dünger direkt in den Boden eingespritzt wird (CULTAN: Controlled-Uptake-Long-Term-Ammonium-Nutrition). Durch diese Bodendepots wird der Verlust durch Wind und Sonneneinstrahlung stark vermindert, was die negativen Umweltauswirkungen erheblich reduziert und die Effizienz der Düngung erhöht. Um die Effizienz weiter zu stärken, soll der Einsatz von Hofdünger durch regionalen Stickstoff aus Kläranlagen ergänzt und somit importierter Stickstoffdünger ersetzt werden. Heute entweicht der Stickstoff aus den Klärbecken zu grossen Teilen und belastet die Umwelt. Im Sinne einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft wird Stickstoff aus Kläranlagen recycliert, limitiert deren Emissionen und ersetzt importierten Stickstoff. Sie erhielten ein Preisgeld von 13 000 Franken.
Wetterangepasster Laufhof
eingereicht von Lars Mauron
Lars Mauron bewirtschaftet einen Pachtbetrieb in Lurtigen mit 40 Milchkühen. Da der Laufhof als Warteraum vor dem Melken dient, bedeuten die zunehmend heissen Sommer, dass die Kühe während der heissesten Zeit am Tag ohne Schatten stehen und durch Insekten geplagt werden. Die Tränken für die Kühe befinden sich auf dem Laufhof und werden bei Hitze und wegen den Insekten ebenfalls weniger gerne aufgesucht. Der Kot, welcher auf dem Spaltenboden zu liegen kommt trocknet schnell ein. Andererseits läuft bei Regen das Wasser über den Laufhof direkt in die Güllegrube und nimmt zum Teil erheblich Güllelagerraum in Anspruch. Die Installation eines flexiblen Daches über dem Hof würde Schatten spenden und so Hitzestress und Insektenbefall sowie damit verbundene Leistungseinbussen und Krankheiten reduzieren. Auch die Ammoniakbildung wird durch den Schatten minimieren und ausserdem trocknet der Kot weniger schnell ein und kann dadurch einfacher gereinigt werden. Andererseits kann das Regenwasser aufgefangen und separat gesammelt und entweder vor dem Güllen zum Erreichen des erwünschten Verdünnungsverhältnisses zur Gülle geben oder vorher noch zum Waschen des Melkstandes verwenden werden. Er erhielt ein Preisgeld von 13 000 Franken.
Jury und Bewertungskriterien
Die Wettbewerbsjury, die aus sieben Mitgliedern bestand, trat drei Mal zusammen. Sie bewertete die Projekte anhand der folgenden Kriterien:
- Engagement: Das Projekt verfolgt eine Vision und die Projektträger sind bereit, sich dafür einzusetzen.
- Umsetzbarkeit: Die Initianten gewährleisten die notwendigen Rahmenbedingungen, um das Projekt umzusetzen.
- Wirkung: Das Projekt leistet einen sichtbaren und nach Möglichkeit messbaren Beitrag zur Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel und/oder zu einer verbesserten Treibhausgasbilanz.
- Beispielcharakter: Das Projekt hat Vorbildcharakter und kann als Modell für andere Betriebe dienen. Es besteht Bereitschaft, das Know-How zu teilen.
- Zeithorizont: Das Projekt ist innerhalb von 2 Jahren abgeschlossen.
- Kommunizierbarkeit: Das Projekt ist gut verständlich und die Projektträger sind bereit, der Öffentlichkeit Einsicht zu gewähren.
- Innovativer Charakter: Das Projekt hat Pioniercharakter und setzt etwas Neues um.
Mitglieder der Jury
Andreas Keiser
Leiter Gruppe Ackerbau und Pflanzenzüchtung
Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften HAFL
Daniel Bretscher
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschungsgruppe Klima und Landwirtschaft
Agroscope
Nadine Lacroix Oggier
Koordinatorin
Food Center, Universität Freiburg
Nadine Degen
Leiterin Sektion Landwirtschaft
Grangeneuve
Jacques Bourgeois
Alt-Nationalrat
Kanton Freiburg
Fritz Glauser
Vizepräsident
Schweizer Bauernverband
Guido Flammer
Präsident
Bio Freiburg