Getreide in weiter Reihe als neue Biodiversitätsförderfläche?
Ab 2023 wird Getreide in weiter Reihe als neuer Biodiversitätsförderflächen-Typ (BFF-Typ) anerkannt. Bei diesen Flächen bleiben 40% der Reihen ungesät und somit werden die Feldhasen, Feldlerchen sowie die Ackerbegleitflora gefördert.
Für Getreide in weiter Reihe werden 300 CHF/ha ausbezahlt. Betriebe, die ab 2024 auf 3.5% ihrer Ackerfläche Acker-BFF anlegen müssen, können die Hälfte davon in dieser Form erfüllen. Getreide in weiter Reihe kann mit anderen Programmen kombiniert werden.
Um den Ertragsverlust und die Auswirkungen vor allem im herbizidlosen System zu eruieren, führt das Forum Ackerbau, dem auch Grangeneuve angehört, einen dreijährigen Versuch (2022-2025) in sieben Kantonen (AG, BE, FR, SO, SH, TG, ZH) durch. Verglichen werden normale und weite Reihen sowie chemische und mechanische Unkrautbekämpfung in Extenso und/oder ÖLN.
Die drei Wiederholungen unserer diesjährigen ÖLN Versuchsparzelle wurden Ende Juli 2022 geerntet (Foto). Der Ertragsverlust durch die weiten Reihen betrug rund 10% im Herbizidverfahren. Dieser eher geringe Verlust lässt sich wahrscheinlich dadurch erklären, dass der Weizen durch eine höhere Bestockungsrate kompensieren konnte. Ob sich dies auch auf weniger ertragsreichen Parzellen bestätigt, werden die Resultate der anderen Versuchsstandorte zeigen. Auf der Demoparzelle in Grangeneuve war der Minderertrag in weiter Reihe etwas höher.
Die Hauptfrage bei dieser neuen Art von Acker-BFF bleibt aber, ob sie mit dem Verzicht auf Herbizide vereinbar ist. Die Konkurrenzkraft des Getreides ist bei einem Abstand von 30 cm geringer. Außerdem ist die mechanische Unkrautbekämpfung im Frühjahr auf einen einzigen Durchgang beschränkt, was dieses System vor allem für Bio-Betriebe riskant macht.
Die Folgen der Verunkrautung und die Wirkung der mechanischen Unkrautbekämpfung können nicht für einen einzelnen Standort diskutiert werden. Die Resultate aus den anderen Kantonen und über mehrere Jahre werden die Problematik aufzeigen können. Die Diskussion bleibt komplex, da es darum geht, den besten Kompromiss zu finden zwischen der PSM-Optimierung, einer hohen Ressourceneffizienz, einem reellen Mehrwert für die Biodiversität und einer vertretbaren Wirtschaftlichkeit.
Für den Landwirten könnte die Ansaat einer Zwischenkultur oder einer Kunstwiese im Getreide in weiter Reihe eine interessante Option sein, um nach der Ernte eine Bodenbedeckung zu gewährleisten und die Sommertrockenheit zu umgehen. Tatsächlich sind Untersaaten mit Klee oder Klee-Grasmischungen erlaubt. Die Ansaat von Kunstwiesen im Getreide wird in einem Versuch des Futterbauteams in Grangeneuve mit verschiedenen Varianten, u.a. Getreide in weiter Reihe, ab der Kampagne 2022-2023 untersucht.
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Grangeneuve vergleicht mit dem Forum Ackerbau das Getreide in weiter Reihe (links) mit der Normalsaat (rechts) sowie die mechanische (oben) und die chemische Unkrautbekämpfung (unten). © Grangeneuve