Skip to main content

«Pair-Housing» - was ist das?

24. Mai 2024
Es werden immer mehr Alternativen zur Einzelunterbringung von Kälbern entwickelt. Dies gilt insbesondere für die paarweise Unterbringung von Kälbern, die im Englischen auch als «pair-housing» bezeichnet wird.

Eine erhöhte Sozialisierung

Rinder sind soziale Herdentiere. Theoretisch hat das Kalb von Geburt an einen bevorzugten Sozialpartner, nämlich seine Mutter. Später weitet sich sein sozialer Kreis auf die Herde aus. In der Milchviehhaltung kann das Kalb dieses natürliche Verhalten nicht ausleben, da es von Geburt an von der Mutter getrennt ist.

Die Ideologie hinter der paarweisen Unterbringung von Kälbern würde es ermöglichen, dass die natürlichen Verhaltensweisen des Jungrindes (Fellpflege, Sozialspiele usw.) mit seinem Partner ausgelebt werden können. Später, wenn die Kälber in Gruppen zusammengefasst werden, würden sie sich gegenüber fremden Gefährten wohler fühlen und aggressive Verhaltensweisen reduzieren.

Reduzierung des Entwöhnungsstresses

Die Entwöhnung von der Muttermilch ist ein entscheidender Schritt im Leben eines Kalbes. Dennoch ist es auch eine Zeit, die für das Kalb oft mit Stress verbunden ist. Studien haben gezeigt, dass Kälber, die in Paaren aufgezogen werden, weniger muhen. Diese Verringerung des Absetzstresses würde die Gewichtszunahme bei den Jungtieren, die von der Methode des «pair-housing» profitierten, begünstigen.

Bessere Wachstumsleistungen

Die Häufigkeit der Mahlzeiten und der Verzehr von Kraftfutter vor oder nach dem Absetzen würde zunehmen. Bis zu 58 % mehr Kraftfutter vor dem Absetzen und bis zu 48 % mehr nach dem Absetzen. In einer kanadischen Studie (Borcard V. 2020) wurde beispielsweise festgestellt, dass die Aufnahme von Kraftfutter vor dem Absetzen um 70-450 g/Tag und danach um 340-900 g/Tag höher war, was zu einer höheren täglichen Gewichtszunahme von etwa 70 g/Tag führte. Die Vorteile wären theoretisch ein früheres Einsetzen der Reproduktion und eine höhere Milchproduktion.

© www.plm-magazine.com

Punkte zu beachten

Bei der paarweisen Unterbringung von Kälbern sind einige Punkte zu beachten. Eine der grössten Sorgen der Landwirte ist das Gesundheitsrisiko. In der Tat wird durch die Isolierung des Kalbes die Übertragung von Krankheitserregern eingeschränkt. Es wäre daher naheliegend anzunehmen, dass das Risiko einer Ansteckung umso höher ist, wenn die Kälber paarweise zusammengeführt werden. Aufgrund der grossen Variabilität der Ergebnisse in den Betrieben kann diese Aussage jedoch nicht bestätigt oder widerlegt werden. Es handelt sich hier also um einen Punkt der Wachsamkeit, den es zu berücksichtigen gilt. Die Empfehlungen der Tierärzte besagen jedoch, dass die Sterblichkeit unter 5 % (ohne Totgeburten) liegen und weniger als 15 % der Kälber krank sein sollten, um diese Methode mit mehr Sicherheit anwenden zu können. Es versteht sich auch von selbst, dass die Kolostralperiode streng eingehalten werden muss.

© www.fwa.be

Die tatsächliche Dauer der paarweisen Unterbringung von Kälbern ist ein zweiter Punkt, auf den man achten sollte. Kälber, die 7-10 Wochen lang in Paaren gehalten werden, wären für den Menschen schwerer zähmbar. Die Auswirkungen auf Kälber, die für kürzere Zeiträume (2-3 Wochen) in Paaren gehalten werden, sind noch nicht bekannt. Der «positive» Kontakt mit den Kälbern von Geburt an (Kratzen, Streicheln) wäre jedoch eine gute Möglichkeit, diese Problematik zu begrenzen.

Auch die Gefahr eines Konkurrenzkampfes zwischen den beiden Kälbern erfordert vorbeugende Massnahmen. Die Verteilung des Futters muss so durchdacht sein, dass jedes Kalb ausreichend fressen kann. Ein Nuckel pro Kalb, der vom zweiten Nuckel distanziert ist, ist notwendig.

Das Hauptproblem beim Pair-Housing besteht darin, dass das Risiko des Saugens unter Artgenossen steigt. Die Kälber würden nämlich eher dazu neigen, sich gegenseitig zu saugen. Vorbeugende Massnahmen müssen unbedingt ergriffen werden. Auf diese Massnahmen werden wir in der nächsten Infoblatt-Ausgabe näher eingehen.

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und Maéva Chailloud