Bodenanalysen: Mehr als nur eine Pflicht?
Bodenanalysen liefern wertvolle Informationen über die Eigenschaften des Bodens und die darin enthaltenen Nährstoffvorräte. Unter der Voraussetzung einer korrekten Probenahme können mithilfe der Ergebnisse die Bewirtschaftung und der Ertrag optimiert werden.
Um den Ökologischen Leistungsnachweis zu erfüllen, müssen alle zehn Jahre Bodenproben entnommen und analysiert werden. Ausgenommen sind Flächen mit Düngeverbot, Dauerweiden und wenig intensiv genutzte Wiesen. Die Analysen müssen von einem anerkannten Labor durchgeführt werden.
Dabei müssen der pH-Wert sowie der Phosphor- und Kaliumgehalt für alle Parzellen untersucht werden. Für Ackerflächen muss zusätzlich der Humusgehalt bestimmt werden.
Wird neben dem Humusgehalt auch der Tongehalt analytisch bestimmt, kann das Verhältnis zwischen organischer Substanz und Tongehalt berechnet werden. Die organische Substanz sollte dabei mindestens 17 % des Tongehalts betragen. Nach diesem Kriterium sollten in einem Boden mit 20 % Ton mindestens 3,4 % Humus vorhanden sein. Da der Humusgehalt einer Parzelle unter anderem vom Tongehalt abhängt, ist dieses Verhältnis aussagekräftiger als der Humusgehalt allein.

«Regelmässige Bodenanalysen ermöglichen die Bodenfruchtbarkeit mit gezielten Kalkgaben zu erhalten»
Quelle: Grangeneuve
Beim Humusgehalt ist zu beachten, dass dieser sich nur langsam ändert. Ein Anstieg um mehr als ein Prozent innerhalb eines Probezyklus weist eher auf einen Fehler bei der Probenahme als auf einen signifikanten Anstieg des Humusgehalts hin.
Bei der Auswahl der Analysemethode zur Bestimmung der Nährstoffgehalte im Boden wird zwischen der sofort verfügbaren Nährstoffmenge und dem langfristigen Nährstoffvorrat unterschieden. Die Wahl der Analysemethode hängt vom pH-Wert des Bodens ab. Die Labors bieten verschiedene Analysepakete an. Lassen Sie sich bei Unsicherheiten beraten.
Damit Bodenanalysen effektiv für die Düngungsplanung und für die Bestimmung von Kalkgaben genutzt werden können, reicht eine Analyse alle zehn Jahre nicht aus. Dauerwiesen sollten alle vier bis sechs Jahre beprobt werden, Ackerflächen je nach Dauer der Fruchtfolge alle drei bis sechs Jahre. Um die Analyseresultate über mehrere Jahre hinweg vergleichen zu können, sollten die Proben immer an derselben Stelle in der Fruchtfolge entnommen werden. Bei kurzen Fruchtfolgen wird einmal pro Rotation eine Probe genommen, bei langen Fruchtfolgen zwei- bis dreimal. Eine Analyse ist nur so gut wie die entnommene Bodenprobe. Merkblätter zur Probenahme sind auf den Internetseiten der Bodenlabors zu finden. Grosse Parzellen mit wenig homogenen Böden sollten für die Beprobung in Teilparzellen mit ähnlichen Bodeneigenschaften unterteilt werden. Der Zeitpunkt der Probenahme ist sehr wichtig. Nach Düngergaben muss ein Zeitraum von mindestens zwei Monaten abgewartet werden, bevor aussagekräftige Proben entnommen werden können. Die maschinelle Entnahme der Bodenproben durch Lohnunternehmen reduziert zwar den Arbeitsaufwand, verursacht aber zusätzliche Kosten.
Nachdem Aufwand für die Probenahme und die Analyse im Labor betrieben wurde, ist es sinnvoll, die Ergebnisse der Analyse zu nutzen.
Sind der pH-Wert und der Tongehalt bekannt, kann die benötigte Kalkmenge abgeschätzt werden, um bei Bedarf den pH-Wert zu verbessern. Die entsprechenden Tabellen sind im Wirzkalender abgedruckt. Die Korrekturfaktoren werden mit der Düngungsnorm für die jeweilige Kultur multipliziert. Damit lässt sich über mehrere Jahre hinweg eine Veränderung des Nährstoffvorrats im Boden erreichen. Ein Beispiel dazu: Werden mit der AAE10-Methode (langfristiger Nährstoffvorrat) in einer Probe mit 20 % Tonanteil 12 mg Phosphor pro kg Erde nachgewiesen, beträgt der Korrekturfaktor 1,4. Im neutralen Bereich (Korrekturfaktor von 1,0), resultiert daraus ein Gehalt von 30 bis 60 mg Phosphor pro kg Erde. Der Phosphorvorrat im Boden muss demnach mehr als verdoppelt werden, um einen optimalen Gehalt zu erreichen. Diese Veränderung kann nicht kurzfristig erreicht werden. Eine übermässige Düngung mit dem Ziel, den Bodenvorrat schnell aufzufüllen, führt zu Ertrags- und Qualitätsverlusten durch Luxuskonsum der Pflanzen und stellt ein Risiko für Nährstoffverluste dar.
Meinrad Häfliger