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Rübenrüssler (Lixus juncii): Wird der Schädling durch die Klimaerwärmung begünstigt?

An gesunden, kräftigen Pflanzen mit ausreichender Wasserversorgung sind die Schäden durch den Rübenrüssler meist gering. Erhebliche Ertragseinbussen entstehen vor allem, wenn der Befall mit stressigen Boden- und Klimabedingungen zusammenfallen, wobei sich je nach Situation zusätzlich Wurzelfäule durch den Fäulnispilz Rhizopus entwickeln kann..

Biologie und Schäden

Der Rübenrüssler (Lixus juncii) ist leicht zu erkennen: Er ist 1 bis 1,5 cm lang, hat einen verlängerten Kopf mit einem gebogenen Rüssel und einen weissen Streifen an der Körperseite. Er ist jedoch nicht immer leicht zu beobachten, da er sich bei Gefahr versteckt oder zu Boden fallen lässt.

Der Schädling ist 2019 in der Westschweiz in Nyon erstmals aufgetreten und breitet sich inzwischen im gesamten Mittelland (BE, SO, AG, ZH) aus. In diesem Jahr konnte die erste Generation der Rübenrüssler in den frühen Regionen im Mai beobachtet werden. Nach etwa 50 Tagen Entwicklungszeit, schlüpften im Juli dann die adulten Tiere der neuen Generation. Es wird angenommen, dass sie in unseren Breitengraden vor der Überwinterung keine neuen Eier ablegen. Ab August sollten die Rüsselkäfer die Parzellen verlassen, um ihre Winterquartiere im Boden oder in der Umgebung der Parzellen aufzusuchen. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels ist dies jedoch nur eine Annahme.

Auf einigen Parzellen ist die Anzahl der Einstiche durch die Eiablage mit bis zu 200 Einstichen pro Pflanze enorm. Die Auswirkungen dieser Einstiche auf den Zuckerertrag sind jedoch zu relativieren. Zum einen, weil 70 % der Eier nicht schlüpfen: Sie werden von natürlichen Feinden (z. B. von Marienkäferlarven, siehe Foto) gefressen. Andererseits fressen die Larven bei kräftiger Blattmasse „nur” im Blattstiel und beenden ihren Lebenszyklus in diesem, ohne sich bis in den Rübenkopf hineinzufressen. Wenn die Pflanze jedoch unter starkem Wasserstress steht, z.B. auf Parzellen mit flachgründigen Böden, ist im Herbst mit Fäulnisschäden zu rechnen, wenn die Frassgänge im Rübenkopf von Bakterien oder dem Pilz Rhizopus befallen sind. Gemäss Schätzungen geht man bei Frassgängen der Larven in den Blattstielen und in den Rübenköpfen ohne Fäulnis von Ertragsverlusten von 5 bis 7 % aus.

Rübenrüssler und Einstiche
Quelle: Grangeneuve

Marienkäferlarven
Quelle: Grangeneuve

Diese Situation wurde so im Jahr 2023 festgestellt, im Jahr 2024 verlief die Entwicklung anders, trotz des Vorhandenseins von Rüsselkäfern. Die Ergebnisse für 2025 werden vorliegen, sobald die Ernte begonnen hat. Da die sehr heissen Wetterbedingungen zu Beginn des Sommers den Zyklus des Rüsselkäfers beschleunigt haben, besteht weiterhin Unsicherheit darüber, ob es Ende des Sommers eine zweite Generation geben wird, die bereits wieder Eier ablegt, wie dies in den Regionen rund um das Mittelmeer der Fall ist.

Da der Rübenrüssler die Familie der Fuchsschwanzgewächse befällt, sind auch bestimmte Gemüsekulturen betroffen. Wenn die Stiele der Mangoldblätter punktförmig befleckt sind oder die Knolle der Rande Larvengänge aufweist, ist die Ware nicht mehr verkäuflich.

Bekämpfungsstrategien

Der Mangel an Informationen über die Biologie und Ökologie dieses Schädlings erschwert die Entwicklung wirksamer Bekämpfungsstrategien. So müssten beispielsweise die Überwinterungsorte genau bekannt sein, um Risikogebiete vorhersagen zu können. Für eine Bekämpfungsstrategie durch Verwirrungstaktik wäre es notwendig, den Zeitpunkt und den Ort der Fortpflanzung genau zu kennen. Ausserdem müssten die Lebensräume identifiziert werden, die für den Erhalt der Nützlinge notwendig sind, um den Schädlingsdruck durch möglichst wenige Eingriffe zu reduzieren.

Direkte Bekämpfungsmassnahmen mit Insektiziden sind nicht zugelassen. Entsprechende Versuche wurden 2024 in den Kantonen Freiburg und Waadt durchgeführt, um den geeigneten Zeitpunkt und die Anzahl der nötigen Anwendungen zu ermitteln. Die Ergebnisse waren jedoch nicht aussagekräftig. Diese Versuche mit Insektiziden auf der Basis von Acetamiprid (mit Sonderbewilligung vorübergehend gegen Blattläuse zugelassen) zeigten je nach Zeitpunkt der Behandlung eine gewisse Tendenz zur Verringerung der Eiablagen und der Anzahl Frassgänge im Blattstiel. 2024 konnte aber kein Einfluss auf den Ertrag festgestellt werden, da dieser nicht nur vom Rübenrüssler, sondern auch von den Boden- und Witterungsbedingungen abhängt.

Versuche 2025

In diesem Jahr wurden keine Insektizidversuche durchgeführt, da die Aussichten auf eine Zulassung sehr gering sind. In Zusammenarbeit mit der schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ) wurde jedoch am Standort Grangeneuve ein Sortenversuch angelegt. Die Anzahl an Einstichen ist sehr hoch und es konnten bisher keine signifikanten Sortenunterschiede festgestellt werden (zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels konnten die Auswirkungen auf den Ertrag noch nicht bewertet werden).

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