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Lupine oder «Sojabohne des Nordens»

22. September 2023
Die Lupine, die manchmal auch als «nördliche Sojabohne» bezeichnet wird, ist eine proteinreiche Körnerleguminose, die mit dem kühleren Klima in unseren Breitengraden
gut zurechtkommt.

Mit einem Proteingehalt von über 35 % ist die Lupine ein interessantes Futtermittel für Vieh und Mensch. Derzeit verarbeiten und verwerten die meisten Produzenten/innen ihre Ernte aufgrund fehlender Absatzmöglichkeiten auf ihren eigenen Betrieben, aber es sind Schritte zur Entwicklung einer Verarbeitungskette in der Schweiz im Gange.


Sorten Boruta, Boregine, Sulimo und Frieda (von links nach rechts (23.05.22) © Grangeneuve


Eine Herausforderung der Lupine ist, dass sie Alkaloide (Bitterstoffe) enthält, die in zu hohen Dosen sowohl für die menschliche als auch für die tierische Ernährung problematisch sein können. Die Gehalte schwanken von Jahr zu Jahr erheblich. Die Hoffnung liegt in der Züchtung, um diese Schwankungen zu verringern.

Ein weiterer Punkt ist, dass sie kalkhaltige Böden nicht erträgt. Technisch ist sie jedoch eine Kultur, die sich recht leicht in die Fruchtfolge integrieren lässt und neben der Stickstofffixierung auch über eine spezielle Fähigkeit verfügt, um aus dem Boden schwer verfügbaren Phosphor aufzunehmen. Die weisse Lupine und die schmalblättrige Lupine (oder blaue Lupine) sind die zwei am meisten genutzten Arten.

Die weisse Lupine zeichnet sich durch einen niedrigeren Alkaloidgehalt und ein höheres Ertragspotenzial aus als die schmalblättrige Lupine. Letztere ist jedoch resistenter gegen Anthraknose oder die Brennfleckenkrankheit, die wichtigste Pilzkrankheit. Die schmalblättrige Lupine ist auch früher reif, hat jedoch eine geringere Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern und wird daher hauptsächlich in Kombination mit Getreide angebaut.

Im Jahr 2022 wurden Lupinen auf den Demonstrationsparzellen in Grangeneuve ausgesät. Das Hauptziel bestand darin, sich mit den verschiedenen Sorten vertraut zu machen (weisse Lupine: Frieda und Sulimo; schmalblättrige Lupine: Boregine und Boruta) und diese Kultur unter verschiedenen Produktionssystemen (ÖLN, pfluglos, Bio in Mischkultur mit Hafer) zu beobachten. Dieser Demonstrationsversuch hatte auch den Zweck, dem Start-up-Unternehmen «Lupifood» die Möglichkeit zu geben, verschiedene Lupinensorten für die Herstellung von Tofu oder anderen Lebensmitteln zu testen und zu degustieren.

Schmalblättrige Lupine (Sorte Boruta), gute Bodenbedeckung (07.06.22)
Quelle: Grangeneuve

Die schmalblättrigen Sorten liefen zuerst auf (etwa 10 Tage nach der Saat). Allerdings blühten die weissen Lupinen am schnellsten und am längsten (etwa zwei Monate nach der Aussaat). Auf der pfluglos bewirtschafteten Parzelle zeigten die Pflanzen eine gute Konkurrenzkraft gegenüber dem Durchwuchs der vorherigen Wiese.

Bei den weissen Lupinen zeigte sich die Sorte Frieda voluminöser, höher, verzweigter und auch spätreifer als Sulimo. Bei den schmalblättrigen Lupinen war Boregine interessanter als Boruta, vor allem in Mischkultur mit Hafer (100 % Lupine und
10 % Hafer). Die unverzweigte Sorte Boruta bedeckte den Boden weniger und blieb sehr klein.

Einen Sorten-Vergleich hinsichtlich Anthraknose-Toleranz konnte in diesem Sondierungsversuch nicht beobachtet werden. Die aussergewöhnlichen Bedingungen des Sommers 2022 (sehr heiss und trocken) waren für diese Krankheit nicht förderlich.

Die Lupine deckt zuerst gut, bis die Blätter zu trocknen beginnen und ab dann viel Licht auf den Boden lassen, was ein hohes Risiko für Spätverunkrautung mit sich bringt.

Die sehr trockenen Bedingungen bei der Anwendung des Herbizids im Frühjahr 2022 schränkten die Wirksamkeit im Vorauflauf stark ein. Die herbizidfreien Varianten mit drei Striegeldurchgängen zeigten eine geringere Spätverunkrautung. Die Kombination aus Boregine 70 % (verzweigte Sorte) und Boruta 30 % (unverzweigte Sorte) erwies sich als sehr attraktiv, um länger mit Unkräutern zu konkurrieren.

Insgesamt zeigte sich in diesem Demo-Versuch, dass der Lupinenanbau stark von den herrschenden Boden- und Klimabedingungen abhängt. Unterschiedliche Bodentiefen führten zu einem sehr heterogenen Reifegrad auf der Parzelle und die Trockenheit trug dazu bei, dass die Hülsen der schmalblättrigen Lupine aufplatzten. Ein Teil der Ernte wurde in zwei Phasen gedroschen: In Schwaden gemäht und einige Tage später gedroschen. Dadurch wurden die Reifeunterschiede zwischen den verschiedenen Hülsen-Etagen reduziert und die vorhandenen Unkräuter wie Gänsefussgewächse und andere getrocknet, um somit das Dreschen zu erleichtern. Diese Technik scheint für Lupinen sehr gut geeignet zu sein.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Anbau von Lupinen im Vergleich zu anderen Kulturen wenig Pflege erfordert. Die durchschnittlichen Erträge liegen bei etwa 30 dt / ha, wobei die jährlichen Schwankungen wie bei den meisten Körnerleguminosen erheblich sein können. Es handelt sich um eine Kultur, die empfindlich auf schwankende Bodenbedingungen reagiert und anfällig für Spätverunkrautung sein kann. Ihr Ertrag an Protein pro Hektar ist interessant, sowohl für die Produktion von Tierfutter und auch als pflanzliche Proteinquelle für den Menschen. Limitierend bleiben die schwankenden Alkaloidgehalte. Dieses Risiko kann jedoch durch eine gute «Verdünnung» in der Futterration oder durch vorgängiges Einweichen bei der Herstellung von Lebensmitteln reduziert werden.

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Kombination zweier schmalblättriger Lupinensorten; Boregine (verzweigte Sorte, vorteilhaft in trockenen Jahren) und Boruta (unverzweigte Sorte, in feuchten Jahren vorteilhaft) (Biasio A 2020, Bioactualités), im Bio-Verfahren (18.07.22) Quelle: Grangeneuve