Risikomanagement von Herbizidresistenzen
Ein starkes Auftreten von Gräsern nach dem Einsatz von Sulfonylharnstoffen oder spezifischen Graminiziden kann auf eine Resistenz gegen eine dieser Herbizidgruppen zurückzuführen sein.
Wie ist der Stand der Dinge in der Schweiz?
Agroscope bestätigte in der Schweiz sechs Unkrautarten, welche Herbizidresistenzen aufweisen. Dabei handelt es sich um Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Italienisches Raygras, Gänsefuß und seit kurzem im Weinbau gewisse Berufskrautarten. Im Jahr 2022 zählte Agroscope insgesamt 130 nachgewiesene Bestände im Schweizer Mittelland und im Wallis. 4 Resistenzgruppen sind betroffen, es handelt sich dabei um die HRAC-Gruppen 1,2,5 und 9 (früher HRAC A, B, C1, C2 und G). Somit sind z.B. im Getreide Herbst- und Frühjahresbehandlungen betroffen. Diese Ergebnisse stellen nur die Spitze des Eisbergs dar, da sie nicht das Ergebnis eines repräsentativen Monitorings sind.
Was kann ich tun, um die Entstehung von Resistenzen auf meinem Betrieb zu verhindern?
Dazu gibt es verschiedene vorbeugende Massnahmen, um den Unkrautdruck zu verringern.
› Der Wechsel zwischen Frühjahrs- und Herbstkulturen, ermöglicht es, die Keimzeitpunkte zu variieren und so die Dominanz einzelner Arten zu verringern.
› Das Verschieben gewisser Aussaattermine verhindert das Auflaufen kulturspezifischer Unkräuter (Beispiel: Eine spätere Aussaat im Herbst verringert den Druck von Ungräsern).
› Die schnelle Bodenbedeckung schafft Konkurrenz gegenüber dem Auflaufen der Unkräuter.
› Vor allem der gezielte Pflugeinsatz, aber auch Stoppelbearbeitungen und womöglich die Anlage von einem falschen Saatbeet, verringern den Samenvorrat im Boden.
› Auch der Einsatz verschiedener mechanischer Unkrautbekämpfungstechniken ist in Betracht zu ziehen.
Bei der Anwendung von Herbiziden ist es wichtig, dass alles getan wird, um die Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten. Das Auftreten von Resistenzen kann durch mangelnde Wirksamkeit verschlimmert werden! Hierzu einige Hinweise:
› Achten Sie immer auf die Einhaltung der Produkteempfehlungen wie Anwendungsstadien und Dosierungen (Beispiel: Gegen Ackerfuchsschwanz und Raygras und/oder in schweren Böden wird die höhere Dosis eines Bodenherbizids angewendet). Prüfen Sie die Mischbarkeit von Produkten, eventuell entstehen Wirkungsverluste.
› Nutzen sie Wetterbedingungen, die den Anforderungen der verwendeten Herbizide entsprechen. Blattherbizide (Sulfonylharnstoffe oder Hormone) erfordern eine hohe Luftfeuchtigkeit (>60 %), während Bodenherbizide feuchte Böden benötigen.
› Wechseln sie die Resistenzgruppen ab, wobei idealerweise pro Parzelle über die eingesetzten Produkte und deren Resistenzgruppen Buch geführt wird.
© Grangeneuve
Und konkret bei meiner Neuaussaat?
Der Mangel an Herbstniederschlägen in den letzten Jahren hat dazu geführt, dass bei der Unkrautbekämpfung im Herbst Blattherbizide eingesetzt wurden. Da diese Herbizidfamilien (HRAC 1 und 2) im Frühjahr und bei der Unkrautbekämpfung in anderen Kulturen weit verbreitet sind, fördert ihr Einsatz im Herbst die Entwicklung von Resistenzen.
Für Wintergetreide wird daher die Verwendung von Bodenherbiziden im Vorauflauf oder im frühen Nachauflauf empfohlen, ausser es wurde gegenüber diesen Produkten Resistenzen nachgewiesen. Im ÖLN gibt es keine Vorschriften mehr für die Behandlung im Vorauflauf, alle Pflanzenschutzbehandlungen können nun bis zum 15. November ohne Sonderbewilligung durchgeführt werden.
Bei Raps bietet der Wirkstoff Propyzamid (Kerb Flo, Nizo) eine interessante Alternative gegen den Durchwuchs von Getreide oder anderen Gräsern, insbesondere wenn Windhalm oder Ackerfuchsschwanz gegen Herbizide der HRAC-Resistenzgruppen 1 und 2 resistent sind. Dieses Bodenherbizid sollte so spät wie möglich im Herbst auf feuchtem und kaltem Boden (<5°C) eingesetzt werden.
Was soll ich bei Verdacht oder nachgewiesenen Resistenzen in meiner Parzelle tun?
Identifizieren Sie zunächst den betreffenden Wirkstoff, damit Sie dieses Produkt nicht mehr verwenden. Es besteht auch die Möglichkeit, Proben im Privatlabor „Labor Agris42“ in Stuttgart analysieren zu lassen. Die Kosten liegen zwischen 120 und 200 € pro Analyse. Wenden Sie anschließend Produkte anderer Resistenzgruppen an und ergreifen Sie vorbeugende Massnahmen, um den Druck der Gräser zu begrenzen.
Claudia Degen und Nadège Wider