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Saatzeitpunkt von Kunstwiesen – Erkenntnisse aus drei Versuchen in Grangeneuve

Die Wahl des richtigen Saatzeitpunkst für Kunstwiesen ist in den letzten Jahren zu einer Herausforderung geworden:  Sommertrockenheit führt häufig zu verbrannter Saat, späte Saaten im Herbst sind anfällig für Winterschäden und auch im Frühling kann anhaltende Trockenheit das Auflaufen der Saat erschweren.

Um mehr Einsicht zum Thema zu gewinnen, wurden in Grangeneuve seit 2021 mehrere Versuche durchgeführt. An der Flurbegehung vom 3. Juli 2025 wurden die wichtigsten Erkenntnisse auf den Versuchsparzellen der Fenettatz präsentiert.

Versuch 1 (2021–2024): Saatzeitpunkt und Weizen als Deckfrucht
Im ersten Versuch wurde der Einfluss verschiedener Saatzeitpunkte (August, September, Oktober, April) und der Einsatz von Weizen als Deckfrucht untersucht – dies in einer einzigen Repetition mit der Mischung 440.
Wesentliche Erkenntnisse:
• Die Oktobersaat mit Weizen als Deckfrucht schnitt schlecht ab. Die Parzelle wies viele Unkräuter und kaum Leguminosen auf.
• Bei August- und Septembersaaten konnten die Gräser gut Auflaufen.
• Frühlingssaaten hatten bei der Bestandeserhebung (ca. vier Monate nach der Saat) einen höheren Leguminosenanteil – Gräser brauchen Zeit, um sich zu entwickeln.
• Weizen als Deckfrucht hatte keinen deutlichen Einfluss auf die botanische Zusammensetzung, wirkte sich aber negativ auf den Ertrag aus. Selbst im dritten Nutzungsjahr kam von den Parzellen mit Weizen als Deckfrucht weniger Ertrag als von den anderen.

Quelle : Grangeneuve

Versuch 2 (2022–heute): Vergleich verschiedener Deckfrüchte
Im zweiten Versuch wurden die Mischungen 323 und 440 jeweils mit Weizen, Triticale und Gerste als Deckfrüchte kombiniert. Alle Kombinationen wurden am 13.10.2022 gesät. Der erste Schnitt war bei allen Kombinationen am 26.06.2023. Die Erträge des ersten Schnitts im ersten Jahr wurden nicht gemessen.
Wesentliche Erkenntnisse:
• In der botanischen Zusammensetzung zeigten sich nur geringe Unterschiede (max. 7,5 % Unterschied einer Art je Verfahren).
• Beim Ertrag zeigten sich deutlichere Unterschiede:
 › Mit Triticale als Deckfrucht fielen höhere Erträge der Kunstwiese an als mit Weizen.
 › Parzellen mit Gerste als Deckfrucht brachten bis ins dritte Nutzungsjahr stets die geringsten Erträge.

Versuch 3 (2023–heute): Neue Kombinationen von Saatzeitpunkten und Deckfrüchten
Basierend auf den Erkenntnissen aus Versuch 1 und 2 wurden im 3. Versuch neue Kombinationen getestet.

Die Mischung 430 wurde im März, August, September und Oktober mit Weizen, Gerste und Triticale ausgesät. Zwischen Getreide und den Herbstsaaten wurde Erbse-Hafer-Wicke angebaut. Besondere Beachtung in diesem Versuch gilt dem Ertrag des zweiten Schnitts im ersten Nutzungsjahr. Dieser zeigt, wie gut sich die Wiese mit der Deckfrucht entwickeln konnte.
Wesentliche Erkenntnisse:
• Beim zweiten Schnitt (16.07.2024) erzielten Saaten ohne Deckfrucht höhere Erträge. Diese Unterschiede haben sich in den Folgeschnitten wieder ausgeglichen.
• Unterschiede zwischen Weizen und Triticale bzgl. Ertrag und botanischer Zusammensetzung als Deckfrucht waren gering.
• Auch in diesem Versuch lieferte Parzellen mit Gerste als Deckfrucht – wo getestet – den geringsten Gesamtertrag über mehrere Nutzungsjahre.
• Die Saatzeitpunkte hatten einen klaren Einfluss auf die botanische Zusammensetzung:
     › September- und Oktobersaaten wiesen im Juli 2024 bis zu 70 % Gräseranteil auf.
     › Augustsaaten hatten nur ca. 20 % Gräser.
     › Frühlingssaaten erreichten bis zu 40 % Gräseranteil.
     › Im dritten Nutzungsjahr (Erhebung Juli 2025) hatten sich die Gräseranteile in allen Varianten auf etwa 50 - 60 % eingepegelt – ein Zeichen für eine Stabilisierung der Bestände unabhängig vom Verfahren.
Fazit – Was lässt sich daraus ableiten?
   • Saat im Juli–August: Wenn es gelingt, dann hohe Erträge im Herbst und Möglichkeit von Unkrautbekämpfung, aber mit hoher Gefahr von Auflaufproblemen durch Hitze und Trockenheit.
   • Saat Mitte September: Geringeres Risiko klimatischer Schäden, aber erschwerte Blackenbekämpfung.
   • Saat im Oktober: Erhöhtes Risiko für Winterschäden und tiefere Frühjahrs-Erträge.
   • Deckfrüchte: Der Einsatz von Getreide als Deckfrucht bleibt heikel. Besonders problematisch ist das Ziel, sowohl Körner zu ernten und eine hochwertige Wiese zu etablieren. Ein möglicher Kompromiss: Bei einer frühen oder gelichzeitigen Saat der Kunstwiese muss das Getreide auf etwa 50 cm bzw. direkt unter der Ähre gemäht werden fürs Dreschen, dann das Futter mit Stroh wie Heu ernten.

Falls eine späte Saat im September auf Grund der Fruchtfolge nicht möglich ist, kann das Getreide auf ca. 40 cm gedroschen werden, dann die Wiese einsäen und das Reststroh mulchen, was die Saat vor Trockenheit schützen mag.

Rebekka Gerber, wissenschaftliche Mitarbeiterin