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Zu heiss oder zu kalt?

14. April 2023
Wer hat nicht bemerkt, dass die Sommer in der Schweiz seit einigen Jahren länger und wärmer werden? Diese Erwärmung gefällt nicht jedem und schon gar nicht unseren Rindern: Sie leiden bei hohen Temperaturen. Hitzestress bleibt ein schwer zu bewältigender Faktor. Für neugeborene Kälber ist es vor allem die Kälte, die Probleme bereitet. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Tiere mit Hitze- oder Kälteproblemen erkennen, ihnen helfen und wie Sie den Stress begrenzen können.

Jedes Säugetier hat die Fähigkeit, sich an die Temperatur der Umgebung, in der es lebt, anzupassen. Diese Anpassung ist jedoch biologisch begrenzt. Es gibt eine Temperaturzone, in der sich ein Tier wohlfühlt:

Die thermoneutrale Zone. Bei ausgewachsenen Rindern liegt diese Zone zwischen 0° C und 15° C, während bei Kälbern diese angenehme Zone zwischen 15° C und 25° C liegt.

© Kälbergesundheitsdienst

Oberhalb oder unterhalb dieser Grenztemperaturen muss das Tier Energie aufwenden, um sich aufzuwärmen oder abzukühlen. Es befindet sich in einer Stresssituation. Die Umgebungsfeuchtigkeit spielt eine wichtige Rolle für die Fähigkeit zur Thermoregulation. Denn je höher die Luftfeuchtigkeit in der Umgebung ist, desto schwieriger ist es, Wärme (oft in Form von Wasserdampf) abzugeben. Ist die Luft dagegen trocken, kann die Wärme leichter abgeführt werden. Je höher also die Luftfeuchtigkeit in der Umgebung ist, desto enger wird die thermoneutrale Zone.

Hitzestress wirkt sich direkt auf die Kühe aus. Diese werden ihre Futteraufnahme verringern (um bis zu 30 - 40 %), was vielfältige Folgen hat:

  • Rückgang der Milchproduktion um 25 - 30 %.
  • Rückgang des Protein- und Fettgehalts in der Milch.
  • bis zu 10 % Rückgang der Konzeptionsrate.

Diese negativen Auswirkungen auf die Produktion können bis zu zwei Monate nach der Stresssituation anhalten.

Auch die Auswirkungen auf trockenstehende Kühe sind nicht zu vernachlässigen. Bei Hitzestress nehmen trockenstehende Kühe weniger Futter auf, was zu einer Abmagerung vor dem Kalben und einem übermässigen, nicht mehr aufholbaren Gewichtsverlust nach dem Kalben führen kann. Hitzestress wirkt sich negativ auf das Kalb in der Gebärmutter aus und kann zu untenstehenden Folgen führen:

  • Erhöhung der Sterblichkeitsrate
  • Verringerung der Lebensleistung der Nachkommen.

Auch Kälte kann Stress verursachen, insbesondere für Kälber. Kälber besitzen eine spezielle Fettschicht (braunes Fett), die es ihnen ermöglicht, Wärme zu produzieren und ihre Schwierigkeiten bei der Thermoregulation zu beheben.

Diese Fettschicht reicht jedoch oft nicht aus und das Kalb wärmt sich dann durch Schütteln. Um diese ungünstige Situation zu vermeiden, ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass das Kalb in einer Umgebung leben kann, deren Temperatur seinem thermoneutralen Bereich [15 bis 25 ° C] entspricht. So ist es wichtig:

  • Zugluft zu begrenzen (bei jungen Kälbern ist die kühlende Wirkung des Windes bereits bei einer Geschwindigkeit von 0,2 m/s spürbar).
  • dafür zu sorgen, dass das Kalb trockenes Fell hat (trockenes Fell isoliert besser).
  • ausreichend saubere und trockene Einstreu bereit zu stellen (mindestens 1 bis 1,5 kg pro Tag).
  • bei Bedarf Wärmequellen hinzufügen (Decken, Wärmelampen).

Hitzestress (durch Hitze oder Kälte) ist also abschwächbar, wenn man auf das Verhalten seiner Tiere achtet und Massnahmen ergreift, um die Auswirkungen der Hitze abzumildern. Zum Abschluss unserer Artikelserie über Stress bei Rindern werden wir beim nächsten Mal den durch das Management einer Herde verursachten Stress besprechen.

Bei Fragen, Anmerkungen oder Anregungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! et Chloé Fellay