Festliegende Kuh, wie pflegt man sie?
In der letzten Ausgabe des Infoblattes war ein Artikel der Vorbeugung von Hypokalzämie (Milchfieber) enthalten. Lassen Sie uns heute über das Syndrom der festliegenden Kuh sprechen oder darüber wie man verhindert, dass Kühe die am Boden liegen nicht dort bleiben!
Es gibt viele Gründe, warum eine Kuh nicht wieder aufsteht. Der bekannteste Grund ist natürlich Kalziummangel, aber auch andere Erkrankungen können eine Rolle spielen (Azidose, Ketose, Mastitis, Metritis, Muskel- oder Skelettverletzungen). Oft ist es das Liegen selbst welches dazu beiträgt, dass die Kuh auf dem Boden bleibt!
Eine liegende Kuh hat ein hohes Risiko sich zu verletzen, sei es beim Versuch aufzustehen oder allein durch die Tatsache, dass sie in einer falschen Position oder auf einer zu harten Unterlage liegt.
Sekundärschäden an Muskeln und Nerven treten bereits nach 24 Stunden auf und haben eine schlechte Prognose für die liegende Kuh zur Folge.
© Huxley, 2006
Typischerweise sind dies Kühe, die aufgrund von Kalziummangel am Boden lagen und trotz angemessener Behandlung und verbessertem Allgemeinzustand aufgrund von Muskel- und Skelettschäden nicht wieder aufstehen können. Man spricht dann vom Syndrom der «Downer Cow». Die Prognose wird stark von der Pflege beeinflusst, die dem Tier zuteil wird. Weitere Verletzungen müssen unter allen Umständen vermieden werden.
Deshalb ist es wichtig, die Hinterbeine der Tiere zusammen zu fixieren um ein Ausrutschen zu verhindern und sie auf einen sicheren Boden mit viel Einstreu und weg von ihren Artgenossen zu bringen. Wenn die Kuh auf einem harten Boden steht, muss sie so schnell und bequem wie möglich in eine mit Stroh ausgelegte Box transportiert werden können. Dieser Schritt ist ebenso wichtig wie riskant, da keine zusätzlichen Verletzungen zugefügt werden dürfen, die die Heilungschancen verschlechtern würden.
Am einfachsten lässt sich dies mit einem Schlitten oder einer Transportplane bewerkstelligen. Achten Sie darauf, dass Sie bei dieser Handhabung nicht an den Gliedmassen, am Kopf oder am Schwanz des Tieres ziehen und dass ausreichend Personal zur Verfügung steht.
Eine festliegende Kuh muss natürlich eine saubere und trockene Liegefläche und Zugang zu Wasser und Futter haben. Auch dem Euter muss viel Aufmerksamkeit geschenkt werden: Die Zitzen müssen zweimal täglich in einer Desinfektionslösung eingetaucht werden. Es dürfen nur Kühe gemolken werden, die Milch tropfen lassen.
Wenn die Kuh dies nicht von selbst tut, sollte sie alle 4 - 6 Stunden gedreht werden um ein Zerquetschen der Gliedmassen unter ihr zu verhindern. Wenn die Kuh keine Brüche hat, sollte man ihr helfen schnell aufzustehen, ca. 1 - 2 Mal pro Tag.
Davon hängt die Prognose ab. Zu diesem Zweck gibt es verschiedene Hebevorrichtungen. Das Wichtigste ist jedoch, dass Sie diese Handhabung gut planen und dass genügend motiviertes Personal zur Verfügung steht. Man darf nicht vergessen, dass der Versuch eine Kuh anzuheben, für die Kuh eine grosse Anstrengung bedeutet, schmerzhaft ist und zu weiteren Verletzungen führen kann.
Es gibt verschiedene Arten von Hebevorrichtungen auf dem Markt. Die Hüftklemme ist nicht zu empfehlen, da sie zu Verletzungen des Beckens führen kann, welche die Prognose verschlechtern. Der Kuhlift ist eine sichere und relativ billige Methode, auch wenn es nicht immer einfach ist die Gurte unter der Kuh hindurchzuführen. Die Verwendung eines Wasserbads ist sehr effektiv, aber sehr teuer und zeitaufwändig.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Pflege einer festliegenden Kuh viel Engagement, Zeit, Betreuung, Geduld und auch entsprechende technische und bauliche Vorkehrungen erfordert (Ist genug Platz vorhanden, um mit einem Gerät an die Kuh heranzukommen oder um sie hochzuheben? Ist genug Platz unter der Decke?). Wenn eine gute Pflege und ausreichend Komfort nicht möglich sind oder die Kuh irreversible Schäden aufweist, ist es besser, sie so schnell wie möglich einzuschläfern oder zu schlachten, um ihr unnötiges Leiden zu ersparen.
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