Optimierungspotenziale der Direktkosten in der Milchproduktion
Eine Steigerung der Milchleistung pro Kuh ist in der Regel auf eine Intensivierung der Produktion zurückzuführen.
Häufig wird diese Leistungssteigerung in Zusammenhang mit einer höheren Kraftfuttergabe und einer Zunahme der tierärztlichen Eingriffe interpretiert. Aber kann diese Wahrnehmung auch ob-jektiv beobachtet werden? Anhand der Buchhaltungsdaten des Jahres 2020 von 220 Freiburger Milchviehbetrieben versucht Grangeneuve, auf diese Frage zu antworten.
Kosten für Kraftfutter:
Wenn man eine höhere Produktion pro Kuh anstrebt, geht man von einer höheren Rationsdichte und damit von höheren Kraftfutterkosten aus. Die Frage stellt sich aber: In welchem Verhältnis macht sich diese Erhöhung tatsächlich bei den Kraftfutterkosten pro Kilogramm Milch bemerkbar? Die folgende Grafik zeigt diesen Zusammenhang. Jeder Punkt entspricht den Daten eines einzelnen Betriebs, während die Linie den Trend zeigt.

Kosten für Kraftfutter pro kg Milch in Abhängigkeit des Stalldurchschnittes. © Grangeneuve
Auffallend in dieser Grafik ist die Streuung der Daten. Konkret: Auch bei gleicher Milchleistung sind die Unterschiede zwischen den Betrieben gross. Ein Beispiel: Bei einer Produktion pro Kuh zwischen 6000 und 7000 kg reichen die Werte von weniger als 1 Rp. bis zu mehr als 32 Rp. pro kg.
Der allgemeine Trend ist trotzdem gut erkennbar: Je höher die Leistung, desto höher die Kraftfutterkosten pro kg Milch. In der Leistungsgruppe zwischen 6000 und 7000 kg resultiert ein Durchschnittswert von 12,2 Rp. pro kg, in der Leistungsgruppe über 9000 kg sind es bereits 15.1 Rp. pro kg Milch.
Die Unterschiede zwischen Betrieben mit einem ähnlichen Stalldurchschnitt sind multifaktoriell bedingt. Es ist anzunehmen, dass die Qualität des Grundfutters und die Optimierung der Ration hier eine wichtige Rolle spielen. In jedem Fall tendiert die Grafik dazu aufzuzeigen, dass bei vielen Betrieben ein großes Verbesserungspotenzial vorhanden ist.

Kosten für Tierarzt und KB pro kg Milch in Abhängigkeit des Stalldurchschnittes. © Grangeneuve
Tierarztkosten und Besamung:
Die folgende Grafik zeigt die Tierarztkosten und die Besamungskosten pro Kilogramm Milch.
Auch hier fällt eine grosse Heterogenität in den Ergebnissen der Einzelbetriebe auf. Im Gegensatz zu den Kraftfutterkosten ist jedoch kein klarer Trend erkennbar. Insbesondere die produktivsten Betriebe kommen mit verhältnismässig niedrigen Kosten aus.
Eine mögliche Hypothese ist, dass die produktivsten Betriebe den Grad der Professionalisierung (Herdenbetreuung, Datennutzung usw.) auf das Maximum treiben und so trotz der hohen Produktivität ihre Kosten senken können. Lässt man die beiden Extremkategorien (< 6’000 und > 9000) beiseite, lässt sich jedoch ein Aufwärtstrend feststellen.
Schlussfolgerungen:
Die wichtigste Erkenntnis, die wir aus diesen Ergebnissen ziehen können, ist, dass das Niveau der Direktkosten zwischen den Betrieben sehr heterogen ist. Als Betriebsleiter kann man sich aber anhand dieser Grafiken im Vergleich zu anderen Betrieben einordnen.
Man kann erkennen, wo das eigene Verbesserungspotenzial liegt: So kann der Betriebsleiter technische Massnahmen ergreifen (Änderung der Ration, Optimierung der Grundfutterproduktion, Einführung von Strategien zur Krankheitsprävention usw.), die zu einer Kostensenkung führen dürften. Die nächsten Buchhaltungsabschlüsse werden in der Folge zeigen, ob die ergriffenen Massnahmen Früchte tragen.
Die Direktkosten können im Gegensatz zu den Strukturkosten oft kurz- oder mittelfristig beeinflusst werden. In einem allgemeinen Kontext steigender Inputpreise ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Kosten und der Versuch, diese zu senken, der wichtigste Hebel, den der Betriebsleiter aktivieren kann, um die Auswirkungen der Teuerung auf sein eigenes Einkommen zu begrenzen.
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